Cacau schreibt den Kiezhelden zum Tag gegen Ausländerfeindlichkeit: „SC Borsigwalde mit Vorreiterrolle.“
Nur noch wenige Tage… Und mittlerweile wächst die Zahl der Unterstützer für unser Jubiläumsturnier 25. Tag gegen Ausländerfeindlichkeit am 10. Mai. Nach den Firmen Vonovia, Collonil, Blackbox-Music und Butterfly hat sich auch die Aktion Mensch als Unterstützer unserer Veranstaltung hervor getan.
Zudem schickt Claudemir Jerônimo Barreto, besser bekannt als Cacau, ein Grußwort. Cacau war deutscher Nationalspieler – und ist heute Integrationsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes. Er schreibt:
Liebe Sportfreunde,
vor 26 Jahren kam es Ende August zu massiven rassistisch motivierten Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen. Vier Tage lang randalierten Neonazis unter dem Applaus einiger Anwohner gegen die dort in einem Wohnblock in der Mecklenburger Allee – dem sogenannten Sonnenblumenhaus – untergebrachten Asylbewerber, die allermeisten vietnamesischer Herkunft. Die bedrohten Menschen befanden sich aufgrund der Brandanschläge zwischenzeitlich in akuter Lebensgefahr.
Bis zur heutigen Zeit ist es wichtig, ein Zeichen gegen jede Form der Ausländerfeindlichkeit zu setzen.
Seit 1992 macht der SC Borsigwalde 1910 dies mit dem „Tag gegen Ausländerfeindlichkeit“ deutlich und nahm dabei eine Vorreiterrolle ein. Das ist lange her. Damals war mein Lebensmittelpunkt noch in Brasilien.
In meiner alten Heimat sagte man „Ein guter Wille macht den Weg kurz“. Das passt ganz gut zu dem Turnier, das ihr und Sie alle hier in Berlin nun zum 25. Mal auf die Beine gestellt haben. Zu diesem besonderen Jubiläum erstmal meinen herzlichen Glückwunsch! Als DFB-Integrationsbeauftragter freut es mich ganz besonders, wie sehr ihr euch/Sie sich für die Integration anderer einsetzt/einsetzen und wie viel Arbeit ihr/Sie in Ihren Tag gegen Ausländerfeindlichkeit steckt/stecken.
Dieses Turnier gibt dem Thema Integration eine Bühne, auf der neben dem SC Borsigwalde auch viele andere Vereine Platz finden, die sich für Integration, Toleranz und Vielfalt einsetzen. Die gemeinsame Botschaft der Vereine steht im Vordergrund, das finde ich großartig.
Der Sport und Fußball im Speziellen bietet eine riesige Chance zur Integration. Auf dem Platz ist es egal, woher man kommt, wie man heißt, welche Sprache man spricht oder woran man glaubt, denn Fußball ist universell und lässt auch eine Verständigung ohne Worte zu. Fußball verbindet Menschen über verschiedene Kulturen hinweg, im Team arbeitet man gemeinsam für ein Ziel, man hält sich an die gleichen Regeln und jeder kann sich einbringen. Für neu hier angekommene Menschen kann Fußball es so ungeheuer erleichtern, in Deutschland heimisch zu werden.
Im November 2016 bat mich Reinhard Grindel, den DFB künftig als Integrationsbeauftragter zu unterstützen. Es war eine große Ehre für mich und es ist ein Aufgabe, der ich mich sehr gerne gestellt habe, weil ich Deutschland viel zu verdanken habe. Ich möchte etwas zurückgeben. Ich weiß noch wie ich 1999 von Brasilien ankam, ich war 18 Jahre alt, konnte die Sprache nicht und musste mich erst einmal zurechtfinden. Der Fußball hat in meinem Leben immer eine wichtige Rolle gespielt und mir geholfen, damals in Mogi da Cruzes in der Nähe von Sao Paulo und erst recht später nach meiner Ankunft in Deutschland. Bei meiner
ersten Station im deutschen Fußball, dem SV Türk Gücü München, spielten zwar Jungs ganz unterschiedlicher Nationalität und Religion, auf dem Platz aber waren wir eine verschworene Einheit. Schon damals hoffte ich, den Sprung nach oben zu schaffen – was mir zunächst beim 1.FC Nürnberg gelang. Im Jahr 2003 nahm mich der VfB Stuttgart unter Vertrag, 2007 wurde ich mit dem VfB Deutscher Meister. Es folgte die Nominierung durch Jogi Löw, die WM 2010 in Südafrika. Mein Tor für Deutschland gegen Australien, zusammen mit der Mannschaft diesen Augenblick zu erleben, das werde ich nie vergessen. Und ich bin bis heute stolz, für mein neues Heimatland Deutschland bei einer WM gespielt zu haben. Man kann hier alles erreichen, mit einem eisernen Willen, guten Leistungen, aber auch mit Dankbarkeit für das, was für Einwanderer in Deutschland getan wird – und ein wenig Glück braucht es sicher auch immer.
Menschen, die sich so wie ihr/Sie für die Integration anderer einsetzen, sind Vorbilder. Als DFB-Integrationsbeauftragter finde ich es wichtig, dass wir den Menschen, die neu in unserem Land ankommen, mit einem Lächeln begegnen. Mit Freundlichkeit, mit Herzlichkeit. Zuversicht kann ansteckend wirken. Ich finde es aber auch wichtig, dass es Grenzen gibt. Dass geflüchtete Menschen höflich sind, dass niemand überfordert wird. Dass man auch Danke sagen kann. Dass die deutsche Sprache uns verbindet und zusammenführt. Ich wünsche euch/Ihnen allen erdenklichen Erfolg bei eurer/Ihrer Arbeit. Und seien Sie sich/ seit Euch bewusst, egal was Sie/Ihr tun/tut es ist nie vergebens. Von Herzen viel Spaß und Weisheit für die sehr wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft wünscht Ihnen/ Euch
Euer Cacau