Nach Gewalt rund um Freundschaftsspiel: SV Sparta und Kiezhelden pflegen Dialog statt Disput

28. Februar. Dialog statt Disput. Vertreter des SC Borsigwalde 1910 und des SV Sparta Lichtenberg haben sich am Donnerstag zu 90 Minuten der besonderen Art getroffen. Aufgearbeitet wurde in einem Gespräch im Vereinsheim der Borsigwalder das Geschehen nach der A-Jugend-Partie Sparta gegen Borsigwalde II am 16. Februar. Drei Borsigwalder Spieler wurden auf dem Heimweg geschlagen, getreten – und dabei verletzt. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung. Zahlreiche Medien haben ausführlich berichtet. Parallel dazu haben beide Vereine vom ersten Tag an miteinander kommuniziert – statt sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen zu üben. Beide Seiten waren sich auch am Donnerstag einig, dass eine sportgerichtliche Aufarbeitung wenig sinnvoll erscheint, da die Vergangenheit hier eines gezeigt hat: Es geht vor dem Sportgericht nie um die Erforschung der Gründe für Beleidigungen, Diskriminierungen, Rassismus, geschweige denn um konstruktive Gegenmaßnahmen – sondern immer nur um das letztlich traurige Ergebnis. Deutlich wurde dies auch, nachdem beide Vereine mit ihren betroffenen Spielern intensive Gespräche geführt haben. Dabei wurde klar: Die in unserer Gesellschaft immer häufiger beklagte Verrohung der Sitten unter Jugendlichen wirkt sich immer stärker auch auf den Sportplätzen aus. In einer erschreckenden Rasanz. Im schlimmsten Fall erfolgt auf (von vielen Jugendlichen mittlerweile leider als „normal“ angesehene) gegenseitige Beleidigungen dann Gewalt – und so war es wohl auch in diesem Fall. Wobei der SC Borsigwalde Wert darauf legt, dass in diesem Fall (entgegen des ersten Polizeiberichtes) keine Fremdenfeindlichkeit vorliegt, sondern die Ursache des Streits andere Gründe hatten. Schon das Spiel mit seinem unfairen Verlauf an sich erfüllte nicht den Charakter, den sich beide Vereine von einer Jugendpartie (erst recht von einem Freundschaftsspiel) erwarten – die dritte Halbzeit danach war dann der Auswuchs, dem letztlich Schiedsrichter, Trainer und auch die Ehrenamtlichen in beiden Vereinen fassungslos gegenüberstehen. Wie geht es nun weiter? Der mutmaßliche Haupttäter, kein Mitglied des SV Sparta, hat sich mittlerweile der Polizei gestellt. Ein Sparta-Spieler wurde bereits aus dem Verein verwiesen. Auch der SC Borsigwalde erwägt diesen Schritt gegen einen Spieler, der offensichtlich uneinsichtig ist – und in den Tagen nach der Auseinandersetzung über soziale Medien weiter Öl ins Feuer goss. Beide Vereine wollen aber auch den Dialog unter den jungen Leuten forcieren. So soll es ein weiteres Freundschaftsspiel beider Teams im Frühjahr geben – das dann auch wirklichen Freundschaftsspiel-Charakter haben soll, unter anderem mit einem gemeinsamen Essen. Man ist sich einig, dass es dazu den Willen der Jugendlichen und vor allem auch großen Mutes aller Beteiligten bedarf. Aber sowohl Spartaner als auch die Kiezhelden setzen aufgrund ihrer Gespräche darauf, dass beim überwiegenden Teil der jungen Spieler mittlerweile die Vernunft obsiegt hat. Für den SV Sparta nahmen an dem konstruktiven und freundschaftlichen Gespräch Jan Meissner (1. Vorsitzender) und Horst Krzska (Jugendleiter) teil, für den SC Borsigwalde 1910 die Jugendleiter Matthias Wolf und Jan Fiebig, Frank Radunz (Vorsitzender Herrenabteilung) sowie die beiden betroffenen Trainer Philip Biskupski und Nico George. (mw)