Tschüss Jürgen-Peter Niemuth. Der Balkon zu den Kiezhelden – bleibt jetzt leer
Februar 2021. Es ist eine Geschichte, die ist sooooo schön – und doch zugleich sooooo traurig.
Mich persönlich hat sie erinnert an meine Zeit als Reporter in München, als ich mal eine Geschichte für die Abendzeitung verfasst habe, die hieß: „Das Fenster zu den Löwen.“ Es ging um Anwohner am legendären Stadion Grünwalder Straße, die von ihrem Fenster direkt auf den Platz blicken konnten – und die das liebten. Fans, die sich ihre Sechziger quasi in ihre Wohnung holten. Was keiner wusste: So einen Fan hatten wir auch. Es gab über 20 Jahre lang: den Balkon zu den Kiezhelden. Jürgen-Peter Niemuth wohnte direkt an unserem Sportplatz Tietzstraße, hatte auf seinem Balkon einen Strandkorb – und schaute von dort aus unseren Spielen zu, zudem auch die Trainingseinheiten. Sommer wie Winter. Seinen Ausblick könnt Ihr auf diesen Fotos gut nachverfolgen. Männer, Frauen, Jugend – er war unter seiner blau-weißen Markise quasi immer dabei, wenn bei uns der Ball rollte. Nun erreichte uns eine traurige Mail von seinem Sohn Andreas: Er sei gerade dabei, die Wohnung seines Vaters auszuräumen. Der ist dieser Tage leider verstorben. „Er hatte wohl den besten Tribünenplatz in seinem Strandkorb.“ Jürgen-Peter Niemuth, dessen Fußballbegeisterung laut Andreas so grenzenlos war, dass er stinkesauer wurde, wenn sein Sohn beim samstäglichen Telefonat ein Bundesligaergebnis ausplauderte (bevor er die Sportschau angeknipst hatte), wurde nur 73 Jahre alt. Sein Sohn, seine achtjährige Enkelin (die Fußball beim SV Arminia Hannover spielt) leben mittlerweile in Niederssachsen. Wenn wir schon Jürgen-Peter Niemuth nicht kannten, so kennen wir jetzt seinen Sohn. Zum Abschied bekam er von uns ein Kiezhelden-Shirt und einen Wimpel geschenkt. Und ja, es flossen Tränen beim Abschied vom geliebten Sportplatz. Wie gesagt: Manche Geschichten – wie die vom Balkon zu den Kiezhelden – können schön und traurig zugleich sein. Text: Matthias Wolf /Fotos: Andreas Niemuth