500 Menschen zeigen Solidarität mit MAN-Malochern. Schlosserjungs halten zusammen! Liebe Borsigwalder, das war stark! DAS WAR BUNDESLIGA!
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- November. Keine Ahnung, wann es zuletzt so voll war auf unserem Sportplatz. Gut und gerne 400 bis 500 Zuschauer waren an diesem Mittwoch gekommen – auch, aber beileibe nicht nur wegen des Fußballspiels der 1.B-Jugend gegen den 1.FC Union Berlin. Der Pokalschlager stand eher im Hintergrund. Es ging um unsere Solidaritätsaktion für das MAN-Werk in Tegel. Dort sollen 300 der 520 Arbeitsplätze wegfallen. Auf dem alten Borsig-Gelände, wo auch der SC Borsigwalde als Arbeiterverein seine Wurzeln hatte. Zahlreiche der Arbeiter von MAN waren gekommen, viele jugendliche Mitarbeiter des Werkes – um dabei zu sein, wenn Ihr Kiezklub ein Zeichen setzt. Das gelang uns in gesellschaftlicher und sozialpolitischer Funktion – fußballerisch waren unsere um ein Jahr jüngeren und drei Klassen tiefer spielenden B-Junioren dann aber doch ein wenig überfordert gegen den Bundesligisten aus Köpenick. Dennoch: Unsere Kiezhelden haben es gut gemacht. Der gesamte Verein hat mit dieser Veranstaltung einen erstklassigen Auftritt hingelegt.
Wenn der erste Treffer, absolut vermeidbar, nicht so früh (bereits nach einer Viertelstunde) gefallen wäre, hätten die Jungs die Partie vielleicht etwas länger spannend halten können. So stand am Ende ein 0:9, leider ohne Ehrentreffer. Der wäre angesichts von mehreren guten Chancen durchaus möglich und verdient gewesen – aber die Eisernen erwiesen sich als sehr ehrgeizig. Nach Treffern wurde der Ball teilweise sogar aus dem Tor geholt. Und am Ende hatte man den Eindruck: Die Unioner waren mit dem Ergebnis nicht einmal zufrieden… Zum Sportgruß tauchte zur Verwunderung des Referees leider auch keiner mehr auf – ist aber auch in der Junioren-Bundesliga nicht mehr üblich. So dass ich denke: kein böser Wille der fairen Köpenicker, die auch das ganze Drumherum klaglos „ertrugen“: Fototermine eine halbe Stunde vor Spielbeginn mitten auf dem Platz, Einlaufkinder an ihren Händen – das haben die Jungs auch nicht alle Tage bei ihrer Vorbereitung auf ein Spiel. So gesehen: Vielen, vielen Dank an die Eisernen, dass Ihr mitgemacht habt. Die Jungs der MAN-Belegschaft haben nicht ohne Grund ein Plakat mit der Aufschrift gebastalt: „Schlosserjungs halten zusammen!“ Darauf zu sehen: Die Logos von Union, Borsigwalde, MAN und IG Metall. Aus unserer Sicht war mit alle diesen Aktionen schon vor dem Spiel auch klargestellt: Die Partie hatte aus sportlicher Sicht nicht die höchste Priorität, es ging darum ein Zeichen zu setzen. Das ist uns gelungen. Mancher der MAN-Arbeiter und auch die zahlreichen Vertreter der IG Metall waren richtig begeistert und gerührt von unserem Engagement , allen voran Carsten Trezciok aus dem MAN-Betriebsrat, dort für die Ausbildung zuständig. Er kickt auch bei unserer Ü50 kickt und sagte: „Diese Aktion passt wirklich perfekt: Ein Arbeiterverein setzt sich für Arbeiter ein – junge Spieler für junge Auszubildende, die um ihre Zukunft bangen. Ich bin echt stolz, wie mein Verein sich hier präsentiert.“ Carsten hatte bei unserem Jugendleiter Matthias Wolf, der fortan in zahlreichen vorbereitenden Gesprächen den engen Kontakt zu IG Metall und MAN hielt, mit seiner Idee einer Zusammenarbeit sofort offene Türen eingerannt. „Der SC Borsigwalde steht für Vielfalt, Toleranz und hohes soziales Engagement. Wir beschäftigen uns mit Kindern und Jugendlichen und gerade an so einem Tag, wenn die Leute von MAN hier erscheinen, war für uns eine Selbstverständlichkeit, hier ein Zeichen zu setzen“, sagte SCB-Vizepräsident Frank Radunz. „Wir haben viele, viele Jugendliche im Verein, die demnächst eine Ausbildung machen wollen, auch bei MAN eine Ausbildung machen wollen – und auch deshalb unterstützen wir die Aktion.“ Frank Radunz und unsere Geschäftsführer Bernd Naß sorgten mit einer perfekten Organisation dafür, dass auch das Drumherum stimmte – tolle Bewirtung, toller Teamgeist hinter der Theke, draußen unsere E-Junioren und andere Jugendteams mit Trommeln und Tröten. Insgesamt ein ganz, ganz starker Auftritt! Gut, dass Hans-Peter gekonnt wie immer am Mikrofon agierte – damit auch alle Besucher verstanden, um was es heute ging. Irgendwann spielte er den Song ein „Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen…“ Symbolwert… Um Symbole und Solidarität ging es heute. Ein Dank von den B-Junioren und der Jugendleitung an den gesamten Verein, der mit seinen Helfern aus allen Abteilungen wieder einmal gezeigt hat, wie viel Kraft wir besitzen, wenn wir zusammen anpacken. Angefangen von den Kleinsten, unseren Auflaufkindern aus der F-Jugend – bis zu den Damen und Senioren. Liebe Borsigwalder, ich möchte Euch sagen:
DAS WAR BUNDESLIGA!
Und wer weiß, vielleicht haben wir ein bisschen was dazu beigetragen, dass der Kampf der MAN-Malocher nicht vergebens ist. „Durch so eine Aktion in der Öffentlichkeit, die auch ihre Kreise zieht, kann man den Druck auf den Konzern erhöhen. Ich meine das eine ist es, das verdeckt zu machen, betriebsintern. Aber unsere Aufgabe ist es, das in die Öffentlichkeit zu tragen und so zu verhindern, dass dieser Stellenabbau passiert“, sagte Robby Kohanka, Jugendvertreter bei MAN. Er habe zwar sonst mit Fußball wenig am Hut, aber: „Ich finde die Aktion der Borsigwalder Fußballer einfach klasse.“
Constantin Borchelt von der IG Metall brachte es so auf den Punkt: Fußball und Arbeitskampf – das sei „ganz nah beinander. Man weiß, wie viel Kraft die Fans im Fußball haben, auch Druck aufzubauen auf Verantwortliche“. Borchelt weiter: „Ich freue mich riesig, dass der Verein SC Borsigwalde mitmacht. Das ist hier ein ganz wichtiger Schritt, um Öffentlichkeit herzustellen. Es stehen zwei Drittel der Arbeitsplätze bei MAN zur Diskussion – und die wollen wir verteidigen mit allen Mitteln, und wie im Fußball muss man kämpfen.
Wir Kiezhelden vom SC Borsigwalde drücken ganz fest die Daumen, dass auch die Herren von Volkswagen jene Botschaft annehmen, die unsere Spieler, viele Azubis von MAN und die Auflaufkinder auf den Platz trugen: „Ohne Mannschaft schafft MAN nichts.“ Die Fotos erstellte heute Ivonne Bärwolff, ebenso mit dabei war der Fotograf der IG Metall, Christian von Polentz. Euch beiden vielen Dank! Mehr Fotos als hier findet Ihr unter Events. Wie die IG Metall darüber berichtet, findet Ihr hier. In wenigen Tagen findet Ihr an dieser Stelle ein Video zur Veranstaltung, erstellt von unserem Partner in der Jugendabteilung, der media akzent tv-produktion. (mw)